Polizei im Wandel

Eine empirische Analyse zur Arbeitssituation von Polizeibeamten und -beamtinnen in Niedersachsen, in Teilen eine Wiederholung der Mitarbeiterbefragung 1991

 

Projektzeitraum

2000 – 2003

Projektmitarbeiter

Prof. Dr. Thomas Ohlemacher (Projektleitung)

Dr. Christiane Bosold, Dipl. Psych.

Anja Mensching (geb. Fiedler), Dipl.-Krim., Dipl.-Sozialpäd. (FH)

Finanzierung

Innenministerium des Landes Niedersachsen

Eigenmittel

Projektbeschreibung

In Zusammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe der niedersächsischen Polizei wurden im Laufe des Jahres 2000 die Befragungsinstrumente entwickelt. Diese Instrumente wurden darüber hinaus einigen realitätsnahen Vortests unterzogen und lagen im Dezember 2000 in ihrer endgültigen Version vor. Sie sind als Forschungsbericht Nr. 86 des KFN erhältlich.

Die in Kooperation mit dem Niedersächsischen Landesamt für Bezüge und Versorgung (NLBV) zum 1. Januar 2001 ermittelte Stichprobe von 4.200 Beamtinnen und Beamten ist in ihrer Gesamtheit und auch in den relevanten Teilstichproben repräsentativ für die Zielgruppe der Vollzugsbeamtinnen und -beamten.

Nach einer intensiven Vorbereitungsphase (u.a. Information aller Beamtinnen und Beamten durch das “Polizeiextrablatt”, Unterrichtung der Personalräte und der Direktorenkonferenz der nds. Polizei) wurde der Fragebogen nebst einem ausführlichen Anschreiben Ende Januar 2001 an die Privatadressen der ausgewählten Beamtinnen und Beamten versandt. Die Rücksendung der Bögen erfolgte anonym an das KFN. Vor dem Feldschluss am 15. März 2001  erhielten alle Angeschriebenen Ende Februar ein Erinnerungsschreiben – inklusive weiterer Informationen, deren Bedarf sich aus Nachfragen an das durch das KFN eingerichtete Projekttelefon ergeben hatte.Der erzielte Rücklauf der Fragebögen war überaus erfreulich und lag bei über 60 %, in Teilmodulen antworteten sogar ca. zwei Drittel der angeschriebenen Beamtinnen und Beamten. Die Rücklaufquote ist damit im Kontext der bei schriftlichen Befragungen im Polizeibereich aktuell zu erzielenden Rücklaufquoten als sehr zufriedenstellend zu bezeichnen. An dieser Stelle bedanken wir uns bei allen Polizeibeamten und -beamtinnen, die durch die Beantwortung des Fragebogens zum Gelingen dieses Projektes beigetragen haben!

Alle Fragebögen sind im Mai 2001 vom KFN in eine computerlesbare Form gebracht worden. In den folgenden Monaten fanden aufwendige Eingabekontrollen und Datenaufbereitungsarbeiten statt. Im Herbst 2001 wurden Datenanalysen zu zentralen Bereichen der Untersuchung durchgeführt. Erste Ergebnisse wurden in einem Zwischenbericht am 30. Januar 2002 dem Innenministerium präsentiert. Dieser Zwischenbericht wurde der polizeiinternen und der weiteren Öffentlichkeit gemeinsam durch KFN und Innenministerium am 18. Februar 2002 vorgestellt. Der Zwischenbericht ist im polizeilichen Intranet verfügbar. Eine zusammenfassende Darstellung ist im “Polizei Extrablatt” (Ausgabe: April 2002) erschienen.
Neben der Fragebogenuntersuchung beinhaltet das Projekt einen qualitativen Teil (Gruppendiskussionen und Interviews), der sich mit dem Binnenklima und der Binnenkommunikation innerhalb der niedersächsischen Polizei auseinandersetzt (am Bsp. des Einsatz- und Streifendienstes und der für ihn zuständigen vorgesetzten Ebenen). Im Zeitraum Januar bis März 2002 wurden vertiefende Gruppendiskussionen mit niedersächsischen Polizeibeamten und -beamtinnen aus den drei Laufbahngruppen (mittlerer, gehobener und höherer Dienst) durchgeführt. Im Rahmen dieser mehrstündigen Diskussionen standen Fragen der Kommunikation mit Kollegen und Vorgesetzten auf den Dienststellen im Mittelpunkt. Von Mai bis September 2002 und nach einer Abschlussgruppendiskussion (im März 2003) noch einmal im Mai 2003 fanden mit insgesamt 22 ausgewählten Teilnehmern/-innen dieser Gruppendiskussionen leitfadengestützte Einzelinterviews statt. Erste Analysen der Gruppendiskussionen des qualitativen Projektteiles zu den Themen Bedarfsorientiertes Schichtdienstmanagement (BSM) und Beurteilungen/Beförderungen sind dem Forschungsbericht Nr. 87 vom Juni 2002 zu entnehmen.
Dieser Zwischenbericht wurde am 30. Juni 2002 dem Innenministerium vorgelegt. Er enthält ergänzende Befunde der Befragung sowie erste Ergebnisse der Gruppendiskussionen. Auch dieser Bericht ist im Intranet der Polizei und als Forschungsbericht Nr. 87 des KFN zugänglich.
Im Dezember 2003 wurde dem Niedersächsischen Innenministerium der Abschlussbericht des qualitativen Projektteiles mit dem Titel: Polizei im Wandel. Binnenverhältnisse in der niedersächsischen Polizei am Beispiel des Einsatz- und Streifendienstes und der für ihn vorgesetzten Ebenen vorgelegt. Dieser umfasst neben der detaillierten Beschreibung der methodischen Konzeption der Gruppendiskussionen und leitfadengestützten Interviews (qualitatives Sample, Durchführung, Feedback, Analyseschritte etc.) die zusammenfassende Darstellung der Interpretationsergebnisse. Neben ergänzenden Analysen zu den im Zwischenbericht (Forschungsbericht Nr. 87, Juni 2002) enthaltenen Themen des Bedarfsorientierten Schichtdienstmanagements BSM) und zum Themenbereich der Beurteilungen und Beförderungen werden die Gruppendiskussionen in dem Bericht hinsichtlich zweier Dimensionen der horizontalen Binnenverhältnisse – Verhältnis zwischen Arbeitbereichen und Verhältnis zwischen älteren und jüngeren Beamten/-innen – ausgewertet. Die leitfadengestützten Interviews werden mittels zweier methodischer Zugänge zum einen hinsichtlich der subjektiven Positionierungen von Führungs- und Basisbeamten zu den Binnenverhältnissen, zum anderen hinsichtlich der Positionierung gegenüber dem BSM als Gegner oder Befürworter differenziert analysiert. Abschließend führt der Bericht die interpretativ gewonnenen Ergebnisse der Gruppendiskussionen und Interviews zusammen. Mit diesem Bericht an den Forschungsförderer, der bereits über das Intranet der Polizei abgerufen werden kann (Aktuelles/KFN-Projekt) und im Mai 2004  in der Forschungsberichtsreihe des KFN (Forschungsbericht Nr. 92) veröffentlicht wurde und somit kostenpflichtig beim KFN zu beziehen ist, endete das Projekt.
Projektbezogene Publikationen
  • Mensching, A., Kleuker, M., Linke, Y. & Nack, M. (2004), Polizei im Wandel – Binnenverhältnisse in der niedersächsischen Polizei am Beispiel des Einsatz- und Streifendienstes und der für ihn vorgesetzten Ebenen – Abschlussbericht des qualitativen Projektteiles-. (KFN-Forschungsbericht ; Nr. 92)
  • Ohlemacher, Th. (unter Mitarbeit von Dieter Boumans, Annette Buchner & Dennis Sögding) (2003), Empirische Polizeiforschung: Auf dem Weg zum Pluralismus der Perspektiven, Disziplinen und Methoden. S. 377-397 in: Hans-Jürgen Lange (Hrsg.), Die Polizei der Gesellschaft. Zur Soziologie der Inneren Sicherheit (Studien zur Inneren Sicherheit, Band 4). Opladen: Leske & Budrich.
  • Ohlemacher, Th. (2003), Diesseits von für und über? Verstehende Polizeiforschung verstehen. S. 139-146 in: Jo Reichertz & Norbert Schröer (Hrsg.), Hermeneutische Polizeiforschung. Opladen: Leske & Budrich.
  • Ohlemacher, Th. (2003), Folgen einer fahrlässigen Etikettierung? Wahrgenommene Fremdwahrnehmung und Selbstbild der Polizei. S. 125-139 in: Birgit Menzel & Kerstin Ratzke (Hrsg.), Grenzenlose Konstruktivität? Standortbestimmung und Zukunftsperspektiven konstruktivistischer Theorien abweichenden
    Verhaltens. Opladen: Leske & Budrich.
  • Ohlemacher, Th. (2003), Rezension zu Martin Herrnkind & Sebastian Scheerer (Hrsg), Die Polizei als Organisation mit Gewaltlizenz, Möglichkeiten und Grenzen der Kontrolle (Hamburger Studien zur Kriminologie und Kriminalpolitik, Bd. 31). Münster-Hamburg-London: Lit. 2002. Sozialwissenschaften und
    Berufspraxis 26: 227-230.
  • Ohlemacher, Th. (2003), Rezension zu Wolfgang-Ulrich Prigge & Rolf Suddek (Hrsg.), Innere Führung durch Leitbilder? Eine Analyse des Leitbildprozesses bei der Polizei. Berlin: Wissenschaftlicher Verlag. 2003. Polizei & Wissenschaft 2/2003: 85-86.
  • Bosold, C. & Ohlemacher, T. (2003). Berufs- und Arbeitszufriedenheit der niedersächsischen Polizeibeamtinnen und -beamten 1991 und 2001: Empirischer Vergleich und konzeptionelle Differenzierung. Polizei & Wissenschaft, 4 (2), 18 – 30.
  • Bosold, C. (2003). Rezension zu Manzoni, P. (2003). Gewalt zwischen Polizei und Bevölkerung. Einflüsse von Arbeitsbelastungen, Arbeitszufriedenheit und Burnout auf die polizeiliche Gewaltausübung und Opfererfahrungen. Zürich: Rüegger. Polizei & Wissenschaft, 4 (4), 50-51.
  • Ohlemacher, Thomas, Bosold, C., Fiedler, A., Lauterbach, O. & Zitz, A. (2002): Polizei im Wandel – Abschlussbericht der standardisierten Befragung der Vollzugsbeamtinnen und -beamten der niedersächsischen Polizei 2001 sowie erste Ergebnisse der Gruppendiskussionen 2002. (KFN-Forschungsbericht ; Nr.87)
  • Bosold, Christiane, Ohlemacher, T., Kirchberg, W. & Lauterbach, O. (2002): Polizei im Wandel : Das Erhebungsinstrument der standardisierten Befragung der Vollzugsbeamtinnen und -beamten der niedersächsischen Polizei 2001. (KFN-Forschungsbericht ; Nr. 86)
  • Ohlemacher, Thomas, C. Bosold & C. Pfeiffer, 2000. Polizei im Wandel: Eine geplante empirische Analyse zur Arbeitssituation von Polizeibeamten und -beamtinnen in Niedersachsen. In: K. Liebl & T. Ohlemacher (Hrsg.), Empirische Polizeiforschung. Interdisziplinäre Perspektiven in einem sich entwickelnden Forschungsfeld (S. 220-237).Herbolzheim: Centaurus.
  • Ohlemacher, Thomas, 2000: Empirische Polizeiforschung in der Bundesrepublik Deutschland: Schwerpunkte und Desiderata. S. 183-218 in: Schriftenreihe der Polizei-Führungsakademie, Schwerpunktheft: Polizeiliche Handlungslehre – Polizeiwissenschaft. Heft 1-2/2000. Lübeck: Schmidt-Römhild.
  • Ohlemacher, Thomas, 2000: Die Polizei in schwierigem Gelände: Ein Plädoyer für eine veränderte Perspektive und neue empirische Projekte.  Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform 83: 1-10.
  • Ohlemacher, Thomas, 2000: “Mit dem Rücken gegen die Wand”. Zum Wechselspiel von öffentlicher Kritik und polizeilichem Korpsgeist. Deutsches Polizeiblatt 82: 10-14.
  • Ohlemacher, Thomas (unter Mitarbeit von Dieter Boumans), 1999: Empirische Polizeiforschung in der Bundesrepublik Deutschland. Versuch einer Bestandsaufnahme. Forschungsberichte des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen Nr. 75. Hannover: KFN