Projektzeitraum |
01.08.2014 – 31.10.2017
ProjektmitarbeiterInnen |
Sarah Kirmann-Kallas
Dr. Sören Kliem (Projektleiter)
Sabrina Lauenroth
Finanzierung |
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Kooperationspartner |
Prof. Dr. Tanja Jungmann (ISER, Universität Rostock, Leitung der Implementationsforschung und der biopsychosozialen Evaluation)
Dr. Malte Sandner (Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung)
Prof. Dr. Kai von Klitzing (Universitätsklinikum Leipzig, Kinder- und Jugendpsychiatrie)
Projektbeschreibung |
Das Hausbesuchsprogramm Pro Kind wurde von 2006 bis 2012 in drei deutschen Bundesländern (Bremen, Niedersachsen und Sachsen) implementiert (N = 755 „Risiko-Erstgebärende“) und anhand einer Längsschnittstudie bis zum dritten Lebensjahr der Kinder mit randomisiert-kontrolliertem Design (RCT) evaluiert. Pro Kind basiert auf der Konzeption des in den USA erfolgreich etablierten und evidenzbasierten „Nurse Family Partnership“ Programms zur frühen Förderung von erstgebärenden Müttern in finanziellen und sozialen Problemlagen. Internationale Studien zeigen, dass vergleichbare Hausbesuchsprogramme i.d.R. relativ kleine Kurzzeiteffekte aufweisen, aber zumeist mittel- und langfristig größere Effekte zu Tage treten. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es daher, mittels einer Follow Up Messung die mittelfristige Effektivität des Hausbesuchsprogramms Pro Kind bei Kindern im Alter von sechs bis sieben Jahren zu überprüfen. Erwartet werden positive Auswirkungen auf die familiäre Gesundheit, die Erziehungskompetenz sowie auf die Schulfähigkeit und die kognitive und sozio-emotionale Entwicklung der Kinder. Des Weiteren werden monetäre Einsparungen im Gesundheits- und Sozialsystem angenommen, die sich aus einer verbesserten Gesundheit und reduzierten staatlichen Transferzahlungen ergeben. Insgesamt ergibt sich die Möglichkeit der Beantwortung interdisziplinärer Fragestellungen an der Schnittstelle von Entwicklungspsychologie, Gesundheitsökonomie und Kriminologie.
Arbeitsplanung
An drei Standorten werden in den Jahren 2014 bis 2017 mittels telefonischen Interviews, psychologischen Testungen und Befragungen vor Ort Daten über die derzeitige Lebenssituation der Familien sowie den Entwicklungsstand der Kinder gewonnen. Darüber hinaus soll mittels administrativer Daten eine detaillierte Einschätzung der gesundheitsökonomischen Auswirkungen des Pro Kind Programms ermöglicht werden.
Obgleich internationale Studien die Wirksamkeit von Hausbesuchsprogrammen zu bestätigen scheinen, können diese Ergebnisse nicht ohne weiteres auf die Bundesrepublik Deutschland übertragen werden. Insgesamt erscheint die Untersuchung vergleichbarer Programme in Deutschland nicht sehr weit fortgeschritten. Insbesondere sollte aufgrund der umfangreichen Förderung mit öffentlichen Mitteln (die Bundesregierung förderte z.B. das Netzwerk „Frühe Hilfen“ in den Jahren 2012 bis 2015 mit bis zu 177 Millionen Euro), die langfristige Wirksamkeit entsprechender Programme überprüft werden. Die Ergebnisse werden eine wissenschaftliche Basis für künftige primäre Prävention schaffen und können eine Legitimation für bereits eingesetzte finanzielle Mittel für frühkindliche Interventionen, insbesondere Hausbesuchsprogramme, in Deutschland sein.
Aufgrund des Untersuchungsdesigns kann dabei überprüft werden, unter welchen Bedingungen bzw. welche Komponenten des Hausbesuchsprogramms mit einer gesteigerten Wirksamkeit im längsschnittlichen Zusammenhang stehen. Die Untersuchung solcher Forschungshypothesen kann dabei zur Verbesserung der etablierten Hausbesuchsprogramme und der Frühförderung im Allgemeinen beitragen.