Voreingenommenheit gegenüber männlichen Kriegsopfern

 

Im öffentlichen Diskurs wie auch im humanitären Sektor gelten Frauen und Kinder in Kriegssituationen als besonders vulnerabel und als die vornehmlichen zivilen Opfer. Jedoch sind es Männer, die selbst als Zivilisten in besonderem Maße tödlicher Gewalt und gar Massakern ausgesetzt sind. Wie schlägt sich dieser Widerspruch in öffentlichen Wahrnehmungen nieder? Verschiedene umfragebasierte experimentelle Designs kommen zum Einsatz, um diese Frage in der US-amerikanischen sowie der britischen Bevölkerung zu untersuchen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Befragten konsequent die Opferzahlen männlicher Zivilisten in Kriegssituationen unterschätzen, und in sonst identischen Szenarien männliche Opfer als weniger unschuldig betrachten sowie männlichen Geflüchteten deutlich ablehnender gegenüberstehen als weiblichen.

Diejenigen Befragten, denen per Zufallsauswahl eingangs Informationen über die Vulnerabilität männlicher Zivilisten im Krieg angezeigt wird, weisen daraufhin jedoch deutlich geringere Ablehnung gegenüber männlichen Geflüchteten auf. Dies deutet darauf hin, dass ablehnende Haltungen gegenüber männlichen Kriegsopfern zumindest zum Teil auf Fehlwahrnehmungen basieren, die korrigiert werden können.

 

Kreft, A.-K., & Agerberg, M. (2024). Imperfect Victims? Civilian Men, Vulnerability, and Policy Preferences. American Political Science Review, 118(1), 274-290. https://www.cambridge.org/core/journals/american-political-science-review/article/imperfect-victims-civilian-men-vulnerability-and-policy-preferences/30940E48E8A3D55D636BB072B77676FC