Prädiktoren für Vorfälle während unbegleiteter Vollzugslockerungen: Eine Analyse von Gefangenenpersonalakten im niedersächsischen Strafvollzug

 

In dieser Studie wurde untersucht, wie gut vorhergesagt werden kann, ob es zu Regelverstößen kommt, wenn Gefangene im Rahmen von sogenannten Vollzugslockerungen vorübergehend das Gefängnis verlassen dürfen. Anhand von Daten aus dem niedersächsischen Strafvollzug wurde die Häufigkeit von Regelverstößen (v.a. verspätete Rückkehr, Drogenmissbrauch und erneute Straftaten) während Vollzugslockerungen erfasst. Anschließend wurde überprüft, inwieweit ein weit verbreitetes standardisiertes Risikoprognoseinstrument (OGRS 3) geeignet ist, solche Vorfälle vorherzusagen. Die Ergebnisse zeigen, dass die OGRS 3 tatsächlich dazu beitragen kann, eine bessere Risikoeinschätzung für Regelverstöße während Lockerungen vorzunehmen. Da das Verfahren jedoch auch einige Schwächen aufweist, wurden weitere zu Beginn der Haft erfasste Faktoren identifiziert, um die Vorhersage zu verbessern. 

Es zeigte sich, dass dieses Vorgehen lediglich die Vorhersage von Drogenmissbräuchen während Vollzugslockerungen verbessern kann. Dies legt nahe, dass neben grundlegenden Informationen über die Inhaftierten, die zu Haftbeginn erhoben werden können, auch Informationen über den Haftverlauf bei der Risikoeinschätzung vor der Gewährung von Vollzugslockerungen berücksichtigt werden sollten.

 

Neumann, M., Schüttler, H. & Klatt, T. (2024). Predictors of incidents during short leave: An analysis of prisoner personal files in the Lower Saxony prison system. Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, 107(1), 115-128. https://doi.org/10.1515/mks-2023-0038