ProRett: Projekt zu Gewalt und Aggressionen gegen Rettungskräfte

Projektzeitraum

01.12.2024 – 28.02.2026

Projektmitarbeitende

Dr. Anne-Kathrin Kreft & Dr. Farina Rühs (Projektleitung)

Anna Hahnemann

Marie Scheidenberger

Kontaktinformationen für Interessierte und Teilnehmende

ProRett@kfn.de

Finanzierung und Kooperation

Stadt Hannover

KFN

Projektbeschreibung

Gewalt gegen Einsatzkräfte hat in den letzten Jahren größere mediale Aufmerksamkeit erhalten. Gemäß des Bundeslagebildes vom BKA zu Gewalt gegen Einsatzkräfte hat die Zahl an Gewalttaten 2023 zudem einen neuen Höchststand erreicht. Dabei stieg die Anzahl an Angriffen gegen Einsatzkräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes um 13.7 % bzw. 8.4 % im Vergleich zum Vorjahr. Doch innerhalb der Feuerwehr werden Gewaltvorfälle in Einsätzen eher selten offiziell gemeldet. Da im Bundeslagebild circa die Hälfte der Fälle physische Gewalt im Sinne von tätlichen Angriffen ausmacht, ist anzunehmen, dass besonders die schwerwiegenden Fälle angezeigt bzw. gemeldet werden. Das gesamte Ausmaß an Aggressionen und Gewalt gegen nicht-polizeiliche Einsatzkräfte bleibt damit im Hellfeld schwer einschätzbar. Besonders verbale Übergriffe oder weniger schwerwiegende Formen physischer Gewalt (z.B. anrempeln, schubsen) fallen dabei aus dem Blickfeld. Wenngleich diese im Einzelfall weniger gravierend erscheinen mögen, ist durchaus denkbar, dass sie besonders bei wiederholtem Auftreten signifikante Auswirkungen haben könnten. 

In bisherigen Studien zu der Thematik im deutschen Raum wurden insbesondere Prävalenzen und Häufigkeiten verschiedener Gewaltformen, Gewaltsituationen (bspw. Widerfahrenskontexte, Täter*innen, Gefährdungsfaktoren) sowie die Vorbereitung auf Gewaltereignisse in Rettungseinsätzen bzw. in Aus- und Fortbildungsangeboten thematisiert. Aspekte der individuellen Belastung von Einsatzkräften durch Gewalt und die Bewältigung solcher Vorfälle waren in bisherigen deutschen Studien weniger zentral. Dabei stellt sich nicht nur die Frage nach den Folgen für das individuelle Wohlbefinden von Einsatzkräften, die von Gewalt betroffen sind, sondern auch inwieweit sich solche Vorfälle auf das Engagement im Einsatz (ob hauptberuflich oder ehrenamtlich) auswirken. Besonders mit Blick auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt und das Engagement im gesellschaftlichen Kontext sollten diese Aspekte größere Aufmerksamkeit erhalten. In Bezug auf die Folgen von und den Umgang mit Aggressionen und Gewalt sollten auch die Ressourcen der Einsatzkräfte stärker fokussiert werden. Bedarfe in diesem Rahmen sollten entsprechend nicht nur aus institutioneller Sicht, sondern auch aus der persönlichen Perspektive von Einsatzkräften ergründet werden.

In Kooperation mit der Stadt Hannover führt das KFN in diesem Rahmen eine quantitative Dunkelfeldbefragung zu Aggressionen und Gewalt gegen Rettungskräfte in Feuerwehr und Rettungsdienst durch. Dazu ist eine Vollerhebung aller haupt- und ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Feuerwehr Hannover geplant (N = ca. 1550). Um Ursache- und Wirkungszusammenhänge in Bezug auf die Folgen und Bewältigung von Gewaltvorfällen untersuchen zu können, sind zwei Erhebungszeitpunkte im Abstand von sechs Monaten geplant. Innerhalb des Projekts sollen so einerseits Prävalenzen und Widerfahrenskontexte von Aggressionen und Gewalt für Mitarbeitende der Feuerwehr Hannover ermittelt werden. Andererseits sollen grundlegende psychologische und sozialwissenschaftliche Annahmen zum individuellen und institutionellen Umgang mit Gewaltvorfällen sowie deren Folgen für Gesundheit und Beruf bzw. Ehrenamt überprüft und konkret auf die Stadt Hannover zugeschnittene Handlungsempfehlungen für weitere Präventions- und Interventionsmaßnahmen generiert werden.

 

Flyer als PDF