Religion und Kriminalitätsfurcht

 

Der Beitrag geht der Frage nach, unter welchen Bedingungen religiöse Menschen in Deutschland befürchten, selbst Opfer von Straftaten zu werden. Es wird angenommen, dass Kriminalitätsfurcht nicht nur eine Reaktion auf objektive Kriminalitätsrisiken (z.B. konkrete Opfererfahrungen), sondern vielmehr eine Projektion diffuser Ängste ist. Religiös zu sein und in einer zunehmend säkularen Gesellschaft zu leben, kann unterschwellige Ängste hervorrufen, die auf Kriminalität und Kriminelle projiziert werden. Auf Basis von Daten der Allgemeinen Bevölkerungsumfrage der Sozialwissenschaften (ALLBUS) kann gezeigt werden, dass insbesondere religiöse Menschen, die keiner der zwei Hauptströmungen des Christentums angehören (z.B. Angehörige nicht-christlicher Gruppen) besonders häufig Kriminalität fürchten. Während religiöser Glaube Kriminalitätsfurcht eher fördert, schützt die Teilnahme an Gottesdiensten tendenziell davor, zu befürchten Opfer von Straftaten zu werden.

 

Steinmann, J.-P. (2024). Faithful and fearful: Does religion promote or reduce fear of crime in Germany? European Journal of Criminology. https://doi.org/10.1177/14773708241226824