Projektzeitraum |
01.07.2025 – 30.06.2027
Projektmitarbeitende |
Dr. Laura Bartz & Dr. Farina Rühs (Projektleitung)
Finanzierung & Kooperation |
Fritz Thyssen Stiftung
Projektbeschreibung |
Gewalterfahrungen haben erhebliche negative Folgen für die physische und psychische Gesundheit, besonders in Hochrisikoberufen wie Polizei, Notaufnahme oder Strafvollzug. Im Vergleich zu den anderen genannten Hochrisikoberufen existiert aktuell wenig Forschung zu Gewalterfahrungen von Strafvollzugsbediensteten durch Inhaftierte, obwohl dieser berufliche Kontext spezifische Besonderheiten mit sich bringt. Der tägliche intensive Kontakt in einem geschlossenen System sowie der Zwangscharakter und die Notwendigkeit der Umsetzung von Restriktionen und Disziplinarmaßnahmen machen im Berufsalltag Spannungen zwischen den Bediensteten und Inhaftierten wahrscheinlicher.
Das Forschungsprojekt beleuchtet die Auswirkungen von Gewalt durch Inhaftierte auf Strafvollzugsbedienstete und untersucht individuelle Faktoren und Prozesse sowie organisationale Ressourcen für den Umgang mit solchen Erfahrungen. Ziel ist die Identifikation von Faktoren, welche die Bewältigung von Gewalterfahrungen in solchen Arbeitskontexten erleichtern und damit langfristige negative Konsequenzen auf den verschiedenen Ebenen abmildern oder gar verhindern können: aus individueller Betroffenenperspektive im Hinblick auf die eigene psychische Gesundheit, aus Perspektive der Arbeitgeber in Hinblick auf die Fürsorgepflicht und – besonders in Einrichtungen des öffentlichen Dienstes – aus der Perspektive der Gesellschaft bezüglich des Funktionierens staatlicher Institutionen.
Das Forschungsprojekt adressiert folgende Forschungsfragen: (1) Welche individuellen und arbeitsbezogenen Folgen haben Erfahrungen von Gewalt durch Inhaftierte für Strafvollzugsbedienstete? (2) Welche individuellen und organisationalen Faktoren sind für die Bewältigung dieser Erfahrungen förderlich (und können so negative Folgen verhindern oder abmildern) oder hinderlich (und können so mögliche negative Folgen sogar noch verschärfen)? (3) Welche begründbaren und erfolgversprechenden Interventionsansätze lassen sich daraus ableiten?
Um diese Fragen zu beantworten, werden im Projekt entwicklungspsychologische und arbeitspsychologische Perspektiven kombiniert und im Kontext Strafvollzug qualitativ untersucht. Eine umfassende Interviewstudie mit Mitarbeitenden des Strafvollzugs bildet die Grundlage, um zentrale Einflussfaktoren zu identifizieren und praxisnahe Empfehlungen für einen unterstützenden Umgang mit Gewalterfahrungen abzuleiten.