Opferbefragung 2011

Projektzeitraum

2010 – 2013

Projektmitarbeiter

Prof. Dr. Christian Pfeiffer

Dr. Deborah F. Hellmann (geb. Thoben)

Dr. Steffen Bieneck

Dr. Lena Stadler

Dipl. Psych. Vivien Völklin

Finanzierung

Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)

Projektbeschreibung

Nach den im Jahr 2010 vermehrt bekannt gewordenen Missbrauchsfällen in Schulen und kirchlichen Einrichtungen ist ein ausgeprägter Forschungsbedarf im Bereich des sexuellen Kindesmissbrauchs erkennbar geworden. Da die bisher einzige und letzte deutsche Repräsentativbefragung, die vom KFN im Jahre 1992 durchgeführt wurde, schon relativ alt ist und in der Bundesrepublik gegenwärtig keine aktuellen, repräsentativen und wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse zur Thematik des sexuellen Missbrauchs von Kindern vorlagen, wurde vom KFN eine Wiederholung und Erweiterung der Studie von 1992 durchgeführt. Sie liefert aktuelle und umfassende Erkenntnisse zu fünf Bereichen (innerfamiliärer) Gewalt. Zur Abbildung von Erfahrungen des sexuellen Missbrauchs und dessen Folgen und Risikofaktoren, auch hinsichtlich einer Reviktimisierung im Erwachsenenalter, wurden folgende Bereiche in der Studie untersucht:

  • sexueller Missbrauch in der Kindheit
  • innerfamiliäre Gewalterfahrungen und Vernachlässigung in der Kindheit und Jugend
  • körperliche Gewalt in Paarbeziehungen
  • Vergewaltigung (innerhalb und außerhalb der Beziehung/Ehe)
  • Erziehungsverhalten bei den eigenen Kindern
  • Stalking

Die ersten 5 Gewalterfahrungen bzw. Themenbereiche waren bereits in der KFN-Untersuchung des Jahres 1992 Gegenstand der Befragung, sodass längsschnittliche Vergleiche, etwa wie sich die Häufigkeit und die Schwere sexuellen Missbrauchs und verschiedener Formen familiärer Gewalt im Laufe der vergangenen Jahre verändert haben und welche Risikokonstellationen (nach wie vor) bestehen, möglich waren. Als sechstes Forschungsthema wurde in der aktuellen Studie zudem erstmals das Stalking einbezogen, dessen Strafbarkeit im Jahr 2007 eingeführt wurde (§ 238 StGB) und zu dem es noch keine auf einer bundesdeutschen repräsentativen Stichprobe basierenden empirischen Erkenntnisse in Deutschland gab.

Die Dunkelfeldstudie lieferte empirisch fundierte Erkenntnisse zu Risikofaktoren und –konstellationen für sexuellen Missbrauch sowie einer Reviktimisierung im Erwachsenenalter durch physische und/oder sexuelle Gewalt in der Paarbeziehung und Stalking, die sowohl für verstärkte und gezieltere Präventions- als auch Interventionsmaßnahmen eine hohe Relevanz besitzen. Das Design der Wiederholungsbefragung bot zudem die Möglichkeit, den Bekanntheitsgrad, die Nutzung und die Wirkung von drei zwischenzeitlich eingeführten, für den Bereich der Gewalt im sozialen Nahraum bedeutenden Gesetzen, nämlich der Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe, der Abschaffung des elterlichen Züchtigungsrechts und des Gewaltschutzgesetzes, indirekt zu evaluieren. So ermöglicht der Vergleich der beiden Datenerhebungen aus den Jahren 1992 und 2011 Aussagen dazu, ob die Häufigkeit der jeweiligen Viktimisierung nach Inkrafttreten der gesetzlichen Neuregelungen abgenommen und ob sich die Anzeigebereitschaft der Opfer seitdem verändert hat. Ferner wurden erste Erkenntnisse zur Kenntnis, Inanspruchnahme und Umsetzung des im Jahre 2007 eingeführten Stalking-Straftatbestandes gewonnen.

Projektbezogene Publikationen
  • Baier, D., & Pfeiffer, C. (Eds.). (2016). Interdisziplinäre Beiträge zur kriminologischen Forschung: Vol. 48. Representative Studies on Victimisation: Research Findings from Germany. Baden-Baden: Nomos.
  • Hellmann, D. F., & Pfeiffer, C. (2015). Epidemiologie und Strafverfolgung sexueller Gewalt gegen Frauen in Deutschland. Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform, 98, 527–542.
  • Hellmann, D.F. (2014). Repräsentativbefragung zu Viktimisierungserfahrungen in Deutschland (KFN-Forschungsbericht; Nr.: 122). Hannover: KFN. Download (PDF)
  • Hellmann, D.F., Regler, C. (2014). Stalking und seine Folgen: Empirische Ergebnisse zu Beeinträchtigungen infolge von Stalking. In M.A. Niggli, M. Lukas (Hrsg.) Risiken der Sicherheitsgesellschaft – Sicherheit, Risiko und Kriminalpolitik (318-330). Godesberg: Forum Verlag.