Integrations- und Devianzverläufe migrantischer Jugendlicher

Projektzeitraum/Status

Antrag in Vorbereitung

Projektmitarbeitende

Dr. Jan-Philip Steinmann (Projektleitung)

Projektbeschreibung

Sowohl die Migrations- und Integrationsforschung als auch die Kriminalitäts- und Devianzforschung haben in den vergangenen Jahren enorm von der zunehmenden Verfügbarkeit von längsschnittlichen Datenquellen profitiert. Die Datenlage lässt es zu, dass mittlerweile Integrations- und Devianzverläufe von Individuen und Gruppen hervorragend nachgezeichnet werden können. Beiden Forschungsfeldern ist gemein, dass sie über den Altersverlauf multiple Verläufe identifizieren. Integrationsverläufe variieren hinsichtlich der Geschwindigkeit mit der sich Integrationsprozesse vollziehen, der Integrationsdimensionen anhand derer Anpassungsprozesse (zuerst) festgemacht werden können und der (Teil-)Population der Aufnahmegesellschaft in die die Integration stattfindet. Devianzverläufe unterscheiden sich in Bezug auf den Beginn, die Intensität, den Höhepunkt und den (graduellen) Abbruch der Devianz. Bislang sind Erkenntnisse zu Integrations- und Devianzverläufen jedoch nicht oder nur unzureichend miteinander verbunden worden.

Im Fokus stehen daher die folgenden Fragen: Gibt es Zusammenhänge zwischen den Dimensionen von Integrations- und Devianzverläufen? Gehen von den Integrationsverläufen Einflüsse auf die Devianzverläufe aus, ist es umgekehrt oder bestehen gar wechselseitige Einflüsse? Welche (persönlichen und gesellschaftlichen) Bedingungen machen eine Korrespondenz von Integrations- und Devianzverläufen wahrscheinlicher?

Die Zielpopulation sind Jugendliche der ersten Einwanderungsgeneration. Zu Vergleichszwecken werden zudem jugendliche Migrant*innen der zweiten und dritten Generation sowie einheimische Jugendliche erfasst. Zunächst sollen zwei Erhebungswellen (Klasse 7 und 8) beantragt und durchgeführt werden. Um die Forschungsfragen umfassend und kausalanalytisch belastbar beantworten zu können, sollen zu einem späteren Zeitpunkt zwei weitere Erhebungswellen (Klasse 9 und 10) beantragt und durchgeführt werden. Idealerweise erfolgt also die erste Erhebung in den siebten Schulklassen mit jährlich folgenden Befragungen derselben Schüler*innen bis in die zehnten Schulklassen. Anhand dieser Panelstruktur können interindividuelle und intraindividuelle Unterschiede und Veränderungen in den Integrations- und Devianzverläufen über die Zeit nachvollzogen werden.

Für eine solche Untersuchungskonzeption besteht für die beiden Forschungsfelder zu Integration und Devianz eine besondere Herausforderung in der Erhebung von Daten aus (vor allem im Schulkontext) schwer erreichbaren Subgruppen in ausreichender Menge, um statistisch belastbare Analysen durchführen zu können. Dies betrifft insbesondere die „interessanten“ Gruppen, z.B. eingewanderte Schüler*innen der ersten Generation, die häufig der Sprache des Aufnahmelandes (noch) nicht vollumfänglich mächtig sind, was ihre Teilnahme an einer Befragung erschwert oder Schüler*innen, die der Schule häufig fernbleiben (Schulabsentismus steht oft in einem bedeutsamen Zusammenhang mit delinquentem Verhalten). Das geplante Projekt hat sich deshalb das Ziel gesetzt, besondere Anstrengungen (z.B. Übersetzung des Erhebungsinstruments in verschiedene Sprachen und Befragung absenter Schüler*innen auch außerhalb der Schule) zu unternehmen, um die genannten Gruppen an Jugendlichen in ausreichendem Maß im Untersuchungssample abzubilden.